Aus Erfahrung kann ich sagen, dass Menschen eher den Ratschlag anderer befolgen, als dem eigenen Wissen nachzulaufen. Man kann bereits vorher dieses und jenes wissen, vieles recherchiert, gelesen, gehört haben. Doch wenn einer kommt, sich vor dich stellt und anfängt, im Grunde genau das zu wiederholen, was du bereits wusstest, dann hat das schon einen ganz anderen Stellenwert.
Denn oft ist es so, dass diese Menschen, im Gegensatz zu einem selbst, nicht alles einzeln betrachten. Nichts ist individuell oder isoliert von dem Restlichen. Stattdessen ist alles in einem Gesamtbild voller Weisheiten, Lifestyles und, vor Allem, Ratschlägen. Das Gesamtbild ist es schließlich, was bei so manchen einen „Ah!“ Effekt hervorruft und die Steine im Kopf zum Rollen bringt.
Nach eingängigen Gesprächen mit einem, in meinen Augen, erfahrenen und weisen Speaker, habe ich so einiges meiner eigenen „dunkeln“ Seite ergründen können. Die Seiten von mir, die nicht unbedingt schlecht sind, sondern einfach noch im Dunkeln liegen; die Seiten an mir, die ich selbst noch gar nicht kenne. Und in diese es Licht zu bringen vermag, um mich selber kennen zu lernen.
Tatsächlich hatte er auch eine Lösung dafür gefunden, wie wir uns kennen lernen können. Eine Lösung, um uns unsere Ängste, aber auch Wünsche zu erklären. „Es gibt keine magische Formel“, sagte er, aber es gibt tatsächlich einen Weg. Und das nur mit dem winzigen Wörtchen Warum. Warum das, warum dies, warum jenes? Hast du den Grund rausgefunden, fragst du noch einmal. Wieder ein Grund gefunden? Frag noch einmal. In die Tiefen hinein, den Grund für den Grund, für den Grund, für den Grund finden. Denn nur so kommt man zur Ursache. Nur so bin ich zur Ursache gekommen.
Ich kenne meinen Namen. Ich weiß dass ich Studentin bin, einer bestimmten Religion folge, wie meine Eltern heißen, wie meine Geschwister, wie die Stadt in der ich geboren bin. Doch im Grunde weiß ich nicht, wer ich bin. Und das ist es, woran ich in allen Aspekten meines Lebens früher oder später scheitere. Dies sind dann auch die Risiken davon, nicht zu wissen, wer man ist. Ich weiß es nicht, doch versuche ich mit einer ungemeinen Kontrollsucht an einem Bild festzuhalten, was in meinen Augen wohl mich repräsentiert. Oder vielleicht ist es auch eben weil ich mich nicht kenne, dass ich diese Kontrollsucht habe. Angst davor habe, mich verletzlich zu machen. Über mich zu reden; gar etwas zu finden worüber ich reden kann, etwas was mich betrifft. Menschen eine Antwort auf ein „Warum“, ein „Wieso“, oder „Weshalb“ zu geben – eben weil ich es selbst nicht weiß.
Die Risiken davon, nicht zu wissen wer man ist, sind unendlich. Unendlich, weil man schließlich im Grunde nichts weiß. Nichts, was es sich zu wissen lohnt – Du lebst das Leben eines anderen, wenn du nicht weißt, wer du bist. Es mag so aussehen, wie als sei es dein Leben, doch wie willst du es wissen, wenn du nicht selbst kennst. Nie kennen gelernt hast, und auch nie den Versuch unternommen hast, die Beziehung zu dir zu verbessern?
Im Grunde sind die Risiken davon, nicht zu wissen wer man ist, nicht zu leben. Man wird nämlich ein Leben lang nach etwas suchen, was einen erfüllt. Was einen glücklich macht. Was einem das Gefühl eines lebenswerten Lebens gibt. Die Antwort findet man aber nur in der Beziehung zu sich selbst. An der es sich zu arbeiten lohnt – das einzige, woran es sich lohnt zu arbeiten. Denn wenn der Grundstein sitzt, wenn die Identität sitzt, sitzt auch der Rest. „Wie ein Haus.“
An dieser Stelle ein großes Dankeschön an Isa von Master Your Mind. Danke für das wundervolle Gespräch, dass wir führen konnten, in dem du mir so einiges klar gemacht hast.