„Auch wenn ich nicht an Weissagungen glaube, ziehen mich die Geheimnisse des Himmels in ihren Bann. Planeten und Sterne, deren Bewegungen am Nachthimmel die Menschen seit Jahrtausenden beobachten und deuten. Sie sind Wegweiser, Zeitmesser und Geschichtenerzähler. Der Himmel kennt die wunderbarsten Geschichten.“
Marina Neumeier (Aquarius)
Mit ihrem Debüt konnte Marina Neumeier viele Zeitreise- und Kunstliebhaber in ihren Bann ziehen. Das Buch „Aquarius – Herz über Kopf durch die Zeit“ ist ein Buch über Rosalie und Leo. Sie beide sind Zeitreisende der Organisation Rubiner. Seit über mehreren Jahrhunderten kam es nicht zustande, dass beide gegensätzlichen Sternzeichen zur selben Zeit existieren, doch als die beiden aufeinander trafen und die Fähigkeit der Zeitreise ineinander weckten, änderte sich vieles für die Rubiner. Mit einem Mal war es möglich, nicht nur als stiller Beobachter in die Zeit zu reisen, sondern aktiv einzugreifen und zu interagieren. Ob die beiden es schaffen werden, ihre eher schwere Beziehung in den Griff zu bekommen, um die Veränderung in der Zeit und das Auslöschen wichtiger historischer Daten zu verhindern, zeigt sich im Laufe des Buches.
Autorin
Marina Neumeier ist eine Kunstgeschichte studierende Autorin. Ihr Debüt „Aquarius: Herz über Kopf durch die Zeit“ erschien April 2020. Ihr Faible für Kunst und ihre Geschichte kann man deutlich in der Umsetzung ihres ersten Buches sehen – Mit reinem Gewissen kann Ich sagen, dass sie ihrem Studiengang gerecht wird. Ich persönlich habe ihr Buch und sie selbst tatsächlich über Instagram gefunden und kennengelernt. Hinter der Autorin steckt ein herzensguter Mensch, die neben dem Schreiben auch gerne singt.
Schreibstil
Marinas Schreibstil überzeugt von der ersten Minute an. Ich habe in einem einzigen Kapitel – wohlgesagt das erste Kapitel ihres Buches! – noch nie so viel gelacht und die Augen verdreht wie in diesem. Ich habe tatsächlich das ganze Buch über viele Situationen des Mitgefühls gehabt. Dies bezog sich aber nicht nur für die Gefühle Trauer und Ärgernis, sondern auch gute Laune und Witz. Der Schreibstil ist flüssig und sehr deskriptiv. Man kann durch die Wortgewandtheit der Autorin eine vielversprechende HD-Auflösung des Buches im eigenen Kopf abspielen. An einigen Stellen hat man Erkennen können, dass es sich hierbei um das erste Buch von Marina handelt, aber die meiste Zeit war Ich mir dessen nicht bewusst. Leser, die nicht wissen, dass es sich bei „Aquarius“ um das Debüt der Autorin handelt, würden es nicht einmal bemerken.
Charaktere
Man wird zu Beginn des Buches mit Rosalie bekannt gemacht und kann sich sofort in sie hineinversetzen. Ihre beste Freundin Lara hingegen ist das genaue Gegenteil. Rosalie ist eine eher in sich gekehrte, lieber in Ruhe lebende Person, wohingegen Lara extravertiert und voller Tatendrang ist. Die beiden könnten unterschiedlicher nicht sein. An dem Punkt habe Ich tatsächlich etwas gestockt, denn diese „Zwei-Beste-Freundinnen-So-Unterschiedlich-Wie-Tag-Und-Nacht“-Beziehung kennt man leider zu gut aus den unterschiedlichsten Romanen. Der weitere Verlauf hat mich jedoch direkt wieder meine Zweifel vergessen lassen. Denn so sehr Lara auch aufgedreht sein mag, so kann sie auch ruhig dasitzen und ernsthaft mit ihrer Freundin sprechen. Und egal wie sehr Rosalie am liebsten nicht in die neusten Abenteuer gezogen werden würde, so tritt sie doch regelmäßig aus ihrer Komfortzone heraus, um die Welt zu erkunden.
Im Verlauf des Buches wird uns schließlich auch Leopoldo – Leo, wie er genannt werden will – vorgestellt. Er ist kein besonders sympathischer Charakter, doch man versteht wieso. Er ist ein wenig gebrochen, doch tief im Inneren steckt ein Charmeur ganz nach italienischer Art. Man bemerkt schon in den ersten paar Kapitel seine etwas zwiegespaltene Attitude.
Charaktere wie Paul und auch die restlichen Rubiner, im Grunde auch Lara nachdem erst einmal die Zeitreise beginnt, kommen meiner Meinung nach viel zu kurz. Ich hätte tatsächlich gerne Pauls Verbindung zu den Rubinern gewusst, da diese nicht näher erläutert wird und viele Fragen hinterlässt. Auch hätte mich der Italiener Matteo sehr interessiert, der wie Lara das genaue Gegenstück zu seinem besten Freund Leo darstellt.
Der Charakter Leo konnte mich wirklich sehr überzeugen. Er hat eine Wandlung durchgemacht, wie man sie von einem Protagonisten erwartet. Er hat seine Fehler eingesehen, hat sich um Wiedergutmachung bemüht und blieb durchgehend seinem Charakter treu. Wohingegen ich Rosalie etwas flach finde. Sie hat von Anfang bis Ende dieselbe Einstellung, dieselbe Art und denselben Charakter. Sie wirkt eher wie ein Charakter, der das Geschehen auf sich hat einwirken lassen, statt aktiv zu handeln. Man darf hier nicht vergessen, dass sie als Frau im Florenz des 15. Jahrhunderts vermutlich sowieso nicht viel hätte anstellen können, dennoch überzeugt mich ihr Charakter nicht. Man hört ihren Gedanken gerne zu, lacht ständig über ihre Verunstaltung von Leos Namen, aber alles in Allem hat sie für mich einfach zu wenig Tiefe. Es ist nicht störend für die Story, dennoch weiß man nicht was sie sich wünscht, was ihren Charakter ausmacht, und wieso man ausgerechnet ihrer Story zuhören sollte. Dabei gab es wirklich sehr tolle Gelegenheiten dazu: Ihre Eltern, ihre Jobsuche, ihre Liebe für Kunstwerke und ihre Künstler…
Setting
Wie gesagt findet die Story größtenteils im Florenz des 15. Jahrhunderts statt. Die Welt ist wundervoll, Frauen tragen pompöse Kleider, die Männer sind ständig in schicken Anzügen unterwegs. Doch Marina schafft es, die Realität auf eine humorvolle Art und Weise beizubehalten: So tritt Rosalie bereits bei ihrer ersten versehentlichen Zeitreise in eine Pfütze voll mit… Naja, sagen wir einfach, da will keiner rein treten. Das Setting ist wundervoll beschrieben, man kann sich jede Ecke, jede Straße, die Häuser, das Hausinnere und die Werkstätte perfekt vorstellen. Nicht an einer Stelle hatte ich Probleme bei der Imagination von den Florentiner Schauplätzen. Vor Allem aber hat mir der Aufenthalt in einer Werkstatt eines gewissen Künstlers gefallen, sowie die Dachterrasse, auf der man gemeinsam mit einem weiteren Künstler über den Himmel und die Sterne philosophiert hat.
Als Liebhaber Italiens war ich voll und ganz verzaubert von dem Setting und all ihren Menschen. Ich persönlich habe die Künstler nicht als einen Teil der Charakter-Kategorie gesehen, da sie historisch gesehen zum Setting gehören. Das ändert aber nichts daran, dass man das Buch hindurch wie befreundet war und die Künstler auf eine besonder Art und Weise ins Herz geschlossen hat. Marina hat es geschafft, dem Leser den Menschen hinter dem Künstler vorzustellen – Auf eine grandiose, philosophische Art und Weise.
Buchcover
Dieses Cover ist vermutlich eines der schönsten, die ich je gesehen habe. Das Farbenspiel und die Formen sind sehr harmonisch und passen sich dem Inhalt und dem Titel des Buches sehr gut an. Was mich jedch etwas stört ist die Schriftart von „Aquarius“. Diese ähnelt mir zu sehr der von Aladdin und hat demnach auch einen orientalischeren Touch. Nichtsdestotrotz ist das Cover wirklich sehr ansprechend und schön.
Fazit
Das Buch ist eine absolute Empfehlung für alle Zeitreise-Liebhaber. Entgegen der allgemeinen Meinung, das Buch würde der Edelstein-Trilogie von Kerstin Gier ähneln, finde ich kaum Vergleichbares. Wenn man es genau sieht, hat dieses Buch sogar weniger Gemeinsamkeiten mit der genannten Trilogie, verglichen mit jedem einzelnen New-Adult Buch. Marina hat ein Original produziert, hinter dem eine menge Arbeit steckt und auch für das gelobt werden soll, was es ist: Ein grandioses Debüt und ein atemberaubender Auftakt für „Leonis“ – Die Fortsetzung von Aquarius. Abgesehen von Rosalies Entwicklung gab es kaum etwas, was ich an dem Buch bemängeln könnte. Mit diesem Schreibstil, dem gewissen Witz für jede Situation und dem unglaublichen kunsthistorischen Touch hat Marina Neumeier ein wundervolles Buch gezaubert, das Ich jedem von Herzen empfehlen kann.
Bewertung
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